Klartext in der digitalen Ära: Die Kraft des UX-Writing

In der Ära der Bits und Bytes wird oft vergessen, dass hinter jeder Useroberfläche (User Interface, UI) nicht nur ein UX-Design, sondern auch ein UX-Writing steht. Dabei werden nicht nur schlichte Wörter formuliert, sondern das gewisse Etwas, das jedem Klick, Swipe und jeder Scrollbewegung einen Sinn verleiht. 

Heute rücken wir das oft übersehene, aber entscheidende Handwerk des UX-Writers ins Rampenlicht. Wir tauchen in die Tiefen des UX-Writing, wo jedes Komma, jeder Satz, die Brücke zwischen Benutzer:in und Technologie schlägt. 

UX-Writing, die Sprache der User Experience

UX-Writing, oder User Experience Writing, ist der Bereich des Schreibens, der sich darauf konzentriert, Texte für digitale UIs zu erstellen, um die Usererfahrung zu verbessern. Grundlegend geht es darum, durch die Verwendung klarer, präziser und nutzungsfreundlicher Texte die Interaktion zwischen Nutzer:innen und Produkten, Websites oder Anwendungen zu optimieren. Also hilft das UX-Writing dem User, Websites und Software zu verstehen, damit diese mit der UI interagieren können.

Konkret bedeutet dies, dass Nutzer:innen beim Erledigen von Absichten und Aktionen durch Text unterstützt werden sollen. Jede Person ist wegen eines bestimmten Grundes oder Ziels Besucher:in einer Website. Sie oder er möchte etwas Gewisses erledigen: Informationen finden, etwas in den Warenkorb legen und bestellen, sich wo anmelden oder etwas suchen. Dabei hilft der UX-Writer nicht mit grafischen Elementen wie der UX-Designer,
sondern mit Wörtern. 

Du willst auch Tipps für dein UX-Design? Wir haben schon den passenden Blogartikel für dich geschrieben: Mit kleinen Änderungen zur starken User Experience >

Verschiedene Texter:innen für verschiedene Bereiche

Obwohl UX-Writer oft auch anders betitelt werden, z. B. (Product-) Content Designer, Interface Writer, Microcopy Writer oder UI-Writer, muss man klare Unterschiede bei anderen Textformen in dieser Bubble hervorheben. UX-Writer sind keine Copywriter und auch keine Content-Writer. Was diese drei Bereiche so unterscheidet, erklärt folgende Tabelle:

💡 Microcopy bezeichnet kurze Textelemente in digitalen UIs, die kontextbezogene Informationen, Anleitungen oder Rückmeldungen liefern. Diese prägnanten Texte beeinflussen die Usererfahrung, indem sie die Navigation erleichtern, Anweisungen geben oder Vertrauen aufbauen. Microcopy ist somit ein wesentlicher Bestandteil des UX-Writings.

Auch wenn es klare Unterschiede gibt, kann es schon auch zu Überschneidungen kommen und die genauen Aufgaben und Bezeichnungen je nach Unternehmen variieren. Diese Tabelle bietet jedoch eine allgemeine Übersicht über die Unterschiede zwischen UX-Writing, Copywriting und Content-Writing.

UX-Writing als Bestandteil des Designprozesses

UX-Writing ist ein wichtiger Bestandteil des Designprozesses, da es maßgeblich zur Schaffung einer positiven und effektiven Benutzerinnen- und Benutzererfahrung beiträgt. Hier sind einige Gründe, warum UX-Writing so wichtig ist:

1. Kommunikation mit Benutzer:innen: UX-Writing ist die Sprache, mit der eine Software, Website oder App direkt mit den Benutzerinnen und Benutzern kommuniziert. Klare, präzise und nutzungsfreundliche Texte sind entscheidend, um Anweisungen zu geben, Rückmeldungen zu liefern und den User durch den Interaktionsprozess zu führen.
   
   
2. Usability verbessern: Gut geschriebene Texte können die Userfreundlichkeit erheblich verbessern. Verständliche Anleitungen, intuitive Mikrotexte und aussagekräftige Benachrichtigungen tragen dazu bei, dass Benutzer:innen die Plattform effektiver nutzen können.
   Im Blogartikel “Usability-Fehler, die du vermeiden solltest” erklären wir dir alles, was du für deine Website zum Thema Usability wissen musst, gehen auf häufige Fehler ein und sagen dir, wie du diese Stolpersteine umgehst.
   
   
3. Vertrauen aufbauen: Konsistente und vertrauenswürdige Texte tragen dazu bei, das Vertrauen der Benutzer:innen in die Anwendung oder Website zu stärken. Nutzer:innen müssen sich durch die Texte unterstützt und gut geführt fühlen.
   
   
4. Fehlerreduktion: Durch klare und präzise Anleitungen und Fehlermeldungen können User leichter verstehen, wenn etwas schiefgeht. Dies erleichtert die Fehlersuche und trägt zur Reduzierung von Fehlern durch Benutzer:innen bei.
   
   
5. Markenidentität stärken: Die Formulierung von Texten spielt eine entscheidende Rolle bei der Festigung der Markenidentität. Die gewählte Sprache, der Tonfall und die Schreibweise sollten zu den Werten und Zielen des Unternehmens passen.
   Wie du deine Unternehmenssprache im Einklang deiner Markenidentität entwickelst, erklären wir die in diesem Blogartikel: Wie du die Corporate Communication für dein Unternehmen entwickelst >
   
   
6. Teil des Designprozesses: UX-Writing sollte von Anfang an in den Designprozess integriert werden. Texte sind nicht nur ein nachträglicher Zusatz, sondern ein wesentlicher Bestandteil der UI. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Designer:innen und Entwickler:innen können UX-Writer sicherstellen, dass die Texte nahtlos in das Gesamtdesign integriert sind.
   
   
7. Benutzer:innen im Mittelpunkt: UX-Writing hilft dabei, den Fokus auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Benutzer:innen zu lenken. Dieser User-zentrierte Ansatz ist entscheidend, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die tatsächlich den Anforderungen der Zielgruppe entsprechen.

Insgesamt spielt UX-Writing eine essenzielle Rolle dabei, sicherzustellen, dass die Interaktion mit einer digitalen Plattform für Benutzer:innen effektiv, ansprechend und stressfrei ist. Es trägt dazu bei, dass das Design nicht nur visuell ansprechend ist, sondern auch in Bezug auf die Kommunikation und Führung der Benutzer:innen überzeugt.

Wie Texte deine Wahrnehmung beeinflussen

Texte prägen und beeinflussen unsere Wahrnehmung. Worte haben die Kraft, Emotionen zu wecken, Bilder im Geist zu formen und die Art und Weise zu beeinflussen, wie wir Informationen interpretieren. 

Die Wahl der Sprache, der Tonfall und die Art, wie Informationen präsentiert werden, können unsere Meinungen formen und unsere Perspektiven lenken. Ein klarer, präziser Text kann Verständnis fördern und Vertrauen aufbauen, während vage oder verwirrende Formulierungen zu Missverständnissen führen können. 

Die Bedeutung von Texten geht über die bloße Übermittlung von Informationen hinaus; sie formen den Kontext, in dem wir Ideen und Konzepte verstehen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, beim Verfassen von Texten bewusst über die beabsichtigte Wirkung auf die Wahrnehmung nachzudenken und sicherzustellen, dass die gewählten Worte die beabsichtigte Botschaft klar und wirkungsvoll vermitteln.

UX-Writing Stolperfallen & wie du sie vermeidest

In der Welt des UX-Writings gibt es so manche Stolperfallen zu vermeiden, sei es durch missverständliche Formulierungen, zu viel technische Ausdrücke oder kulturelle Feinheiten. Wir werfen nun gemeinsam einen Blick auf diese Hürden und ich gebe dir Tipps, wie du geschickt an ihnen vorbeikommst.

Vermeidbare Missverständnisse und Konfusion

Gewährleiste eine optimale Usererfahrung durch klare, präzise und konsistente Texte. Vermeide Mehrdeutigkeiten, indem du auf Klarheit achtest und sicherstellst, dass Informationen genau und verständlich sind. Halte eine konsistente Wortwahl, Tonfall und Struktur, um Verwirrung zu minimieren und Nutzer:innen die Orientierung zu erleichtern. Pass die Sprache an die Zielgruppe an und vermeide unnötigen Fachjargon, es sei denn, er ist für die Benutzer:innen von Relevanz.

Zu technische oder zu werbliche Sprache

Sichere eine optimale Nutzungsfreundlichkeit durch Textgestaltung orientiert an die Anwenderin bzw. den Anwender. Orientiere die Texte am Verständnisniveau der Benutzer:innen, vermeide übermäßig technische Ausdrücke, setze auf klare und einfache Formulierungen sowie auf die Vermeidung von Fachbegriffen. Im Fokus stehen die Bedürfnisse der Benutzer:innen, wodurch die Texte leicht verständlich und zugänglich werden.

Ignorieren von kulturellen Nuancen

Im UX-Writing ist kulturelle Sensibilität von entscheidender Bedeutung. Dies beinhaltet die Berücksichtigung von kulturellen Unterschieden und die Achtsamkeit gegenüber sprachlichen Nuancen, die in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert werden können. Insbesondere bei globalen Produkten oder Dienstleistungen ist oft eine Übersetzung erforderlich, um Texte an die spezifischen Bedürfnisse und kulturellen Eigenheiten verschiedener Regionen anzupassen. 

Texte sollen so gestaltet werden, dass sie leicht in verschiedene Sprachen übersetzt werden können, ohne ihre ursprüngliche Wirksamkeit zu verlieren. Zusätzlich ist die Berücksichtigung von Diversität essenziell. Texte sollten die Vielfalt der Benutzer:innen ansprechen und darauf achten, missverstandene oder als unangemessen empfundene Formulierungen zu vermeiden. Hierbei spielt die Rücksichtnahme auf geschlechtsspezifische, ethnische und kulturelle Vielfalt eine wesentliche Rolle.

5 Tipps für UX-Writing

Anschließend möchte ich dir noch 5 Tipps für dein UX-Writing mitgeben:

1. Klarheit über Alles:
   Verwende klare und präzise Sprache. Jeder Text sollte leicht verständlich sein, um Missverständnisse zu minimieren.
   
   
2. Nutze aktive Verben:
   Setze auf aktive Verben, um Anweisungen und Aufforderungen kraftvoller und direkt umzusetzen. Das fördert die Handlungsbereitschaft der Benutzer:innen.
   
   
3. Kontext beachten:
   Achte darauf, dass deine Texte im Kontext der gesamten Usererfahrung Sinn ergeben. Sie sollten zu den Handlungen und Zielen der Benutzer:innen passen.
   
   
4. Konsistenz wahren:
   Halte eine einheitliche Wortwahl, Tonlage und Formulierung bei, um eine konsistente Usererfahrung zu gewährleisten. Konsistenz fördert Vertrautheit und Orientierung.
   
   
5. Höre auf Nutzer:innen:
   Sammle kontinuierlich Feedback von Benutzer:innen, um herauszufinden, wie gut deine Texte funktionieren. Direktes Feedback ermöglicht Optimierungen und Anpassungen für eine verbesserte UX.
   

Die sorgfältige Auswahl von Worten kann nicht nur Missverständnisse beseitigen, sondern auch Vertrauen stärken und Wege für reibungslose Nutzungserfahrung ebnen. Denke daran, dass jedes Wort, jeder Satz eine Brücke zwischen der Technologie und den Nutzerinnen und Nutzern schlägt.

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